Maurer schreibt
Das Hirn muss einen Saumagen haben
Das Hirn, die Post und die Moderne lautete 1995 der Titel der ersten Kolumne des österreichischen Kabarettisten Thomas Maurer in der Wiener Tageszeitung "Kurier".
Wörtlich schrieb Maurer damals: "Alleine heute...
How slow can you go?
Gerade uns beiden stünde natürlich die sarkastisch gehobene Augenbraue in Hinblick auf den aktuellen Slow-Food-Hype schlecht.
Wir haben es ja nicht anders haben wollen, besser gesagt: Wir haben es eigentlich...
The Day The Music Died
Ich habe nichts gegen Klischees, ich erfreue mich im Gegenteil an Gelegenheiten, bei denen die Wirklichkeit ihnen überraschend entspricht, etwa als ich eine wirklich auffallend geizige Schottin kennenlernen durfte, oder...
Mit Zargana fängt man Lüfer
Fisch, vor allem Meeresfisch, teilt in gewisser Weise das tragische Schicksal des Geschlechtsverkehrs. Kaum hatte sich flächendeckend herumgesprochen, dass es sich dabei nicht nur um ein Vergnügen, sondern sogar um...
Brot
Jahrzehntelang erschallte ja flächendeckend die Kritik, dass die einfach nicht mehr wie früher, sonder vielmehr wie in rote, verzehrbare Luftballonhüllen abgefülltes Leitungswasser schmecken. Das Beklagen des verlorenen Aromas galt irgendwann,...
Thomas Glavinic - Das bin doch ich
Thomas Maurer trifft einen natürlichen und unaufwändigen Ton, dem man gerne zuhört. Die Pointen setzt er mit kabarettistischer Routine trocken und gekonnt und in den dialogischen Passagen gibt er vom...
Die teuerste Weinkolumne der Welt
Hm, hm, hm. Eigentlich dachten wir ja bisher, dass allzu forsches Interesse am Geldwert von Waren und Dienstleistungen ein trübes Licht auf die Kinderstube wirft, die man genossen hat.
Eigentlich...
Gast-Nackt-Gschnas
Warum sonst hätten sich seit Anbeginn der Kultur die leitenden Kader nahezu aller Religionen solche Mühe gemacht, genau dieses Interesse zu brandmarken, zu unterdrücken und überhaupt aus der Welt zu...
Vefahrene Verfahren
Wirtschaftsprozess-Berichterstattung ist inzwischen wohl nicht nur mir ein ganz selbstverständlicher Baustein des Alltags geworden. Aufstehen, grantig sein, Duschen, Zähne putzen, Kaffee, weniger grantig sein, Zeitung oder Internet, Wirtschaftsprozess-Berichterstattung.
Mit der...
Freundschaftsdienstleistung
Ähm… Grüß Gott, tschuldigen bitte die Störung.
Wir wollten uns nur vorstellen bei Ihnen, weil wir hier frisch in diese Rubrik eingezogen sind. Wir werden uns vermutlich öfters sehen...
Gebsen, Sig und Zieger
Es sind ja alle österreichischen Bundesländer auf ihre Weise eigenartig, aber Vorarlberg ist schon noch mal was anderes.
Das Augen- bzw. Ohrenfälligste ist natürlich der für Hinterarlberger bekanntlich nahezu undechiffrierbare...
Das mordstrumm Monstrum
Dem ganzen Unternehmen lag vermutlich von Anfang an der Wunsch zugrunde, hinterher mit vorgetäuschter Beiläufigkeit davon reden zu können: „… und unlängst hab ich jetzt endlich doch mal einen Turducken...
Schmeck’s!, sagt das Gehirn
Es gibt mehr Wissenswertes, als man sich jemals vorstellen hätte wollen.
Hätten Sie, geschätzte Leserinnen und Leser, vielleicht fünf Minuten Zeit für eine kleine Umfrage?
Wir würden nämlich, unter dem...
Überleben im Burgenland
Prolog
Die Idee war, wie alle großen Ideen, im Kern simpel.
Und sie erblickte, wie viele große Ideen, an einem Wirtshaustisch das Licht der Welt; ein Licht, das, wie in...
Raffiniertes aus dem Römertopf
René Redzepi, der derzeit quasi amtlich beste Koch der Welt, machte vor einiger Zeit einen Vorschlag, der zeigt, dass der Mann nicht nur kulinarisch, sondern auch sozialpolitisch zutiefst skandinavisch denkt:...
Zivilisationsreste
1971 begaben sich die sowjetischen Raumfahrzeuge Mars 2 und Mars 3 auf ihre Mission; 1972 sang Lou Reed "Satelite‘s gone, way up to mars" und prophezeite: "Soon it will be...
No Future
Im Grunde war ich immer für die Zukunft. In Kindertagen blätterte ich fasziniert in den Hobby-Heften älterer Cousins und freute mich auf all die Rucksackhelikopter und Magnetschwebeautos, deren Serienreife durch...
Ich denke, also esse ich
„Stellen Sie sich einfach vor, Sie essen ein Schnitzel, während Sie am Sonntag vergeblich ein offenes Beisl suchen – das senkt den Appetit.“
Ach, die Wissenschaft!
Wir verdanken ihr nicht...
Als ich ein weißes Brett war
Grundsätzlich ist man ja, wenn im Freundeskreis Diskussionen darüber aufbranden, in welcher Kultur welche zivilisatorische Leistung erstmals vollbracht wurde, mit „China“ immer auf der sicheren Seite.
Sei es das planvolle...
Du sollst mir kein Bildnis machen
Der Angelpunkt der modernen Medienwelt ist Content-Management. Wer legt die Themen vor, wo werden die relevanten Debatten ausgetragen?
Die letzte Ausgabe von A la Carte hat mit einem mehrseitigen Artikel...
Schweinearbeit
Vielleicht beginnt diese Geschichte ja damit, dass ich vor einigen Jahre bei einer Bioweinverkostung Christoph und Isabella Wiesner kennengelernt habe, bei der sie den teilweise recht säurebetonten Gewächsen mit einem...
Zucker sparen ist kein Zuckerschlecken
Ein wenig Politik und Ideologie steckten ja immer schon im Gastronomischen.
Schon die Wahl von Lokal und Gericht führt in diesen Bereich. Ob jemand vermittels Zitronengras-Kreuzkümmel-Lammeintopf die eigene superentspannte Weltbürger-Attitüde...
Ein Sternekoch, der Deinen Namen trägt
Es ist das gute, gediegene Mittelfeld, das den Alltag prägt und folgerichtig herzlich uninteressant ist. Mit Mitteilungen wie: „Ich hab gestern Wurstnudeln gemacht“ ist schlecht Eindruck schinden. Mit: „Ich hab...
Erde, wem Erde gebührt
Keine Frage, von der Hegemonie der klassischen, französisch inspirierten Hochküche ist nicht viel über. Angesichts einer traditionellen Galamenüfolge (Gratinierte Austern, Ochsenschleppconsommé, Hummer Armoricaine, Getrüffeltes Entrecote, Flambierte Crêpe Suzette) neigt der...
Free like a bird
So Sie, werte Leser, etwa meines Jahrgangs sind, so erinnern Sie sich vermutlich noch an eine mittlerweile praktisch ausgestorbene Basiszutat: das Suppenhuhn.
Suppenhühner waren fleischige Brocken mit etwas...
Sterntaler
Im Grunde sind wir ja beide vom Erfolg korrumpierte Neo-Wertkonservative, und deshalb finden wir es eigentlich sehr beruhigend, zur Abwechslung einmal von einem Wirtschaftsunternehmen zu hören, das nicht deswegen in...
Barkeeper für eine Nacht
Ich war etwa zwölf, als ich zum zweiten Mal auf Cocktails stieß. In der Krimiabteilung der städtischen Bücherei Brigittaplatz stieß ich auf Dashiell Hammetts „Der dünne Mann“, eine atemverschlagende Mischung...
Im Wendekreis der Wende
Kolumnenschreiben ist eine Langstreckendisziplin mit wöchentlicher Zwischenwertung, und die Sonderprüfung besteht in der Frage: Vertragen es die Texte, die ja meistens aus aktuellem Anlass entstehen, noch gelesen zu werden, wenn...
Prost, Nachbarn!
Ein gewisses Maß augenzwinkernder Sympathie mit Staatsmännern, die augenzwinkernd mit dem Alkohol sympathisieren, scheint in den kulturellen Gencode der Donaumonarchie-Nachfolgestaaten eingeschrieben zu sein.
Es ist wohl kein Zufall, dass...
Wathose und Gaumenfreude
Als glamourös gilt der Karpfen ja hierzulande eigentlich nur, wenn er in Form von ebenso farbenprächtigen wie sauteuren Kois ein Villengarten-Biotop ziert.
Als Speisefisch aber taucht er im Gedächtnis der...
Des Kaisers neue Wasser
Unlängst waren wir voreilig aufgeregt, weil wir eine Entdeckung gemacht zu haben glaubten. Es war uns gelungen, einen doppelten Espresso zu bestellen, der beim Inkasso mit souveränen € 7,20 sämtliche...
Morgendämmerung
Manche Tage fangen einfach so an: Man setzt sich, noch völlig erschöpft von der körperlichen Pein und seelischen Mühsal des Aufstehens, mit dem ersten Kaffee hin und schaut im Internet...
Als Amateuer am Amboss
Am Anfang dieser Geschichte steht ein Messer, das ich bei einem Bekannten entdeckte.
Ein merkwürdig archaisch und elaboriert zugleich anmutendes Ding mit einer zur großteils schwarzen, schmiederauen Oberfläche blitzblank kontrastierenden...
Saft ist ein ganz besonderer Saft.
Ungewöhnlich früh begann heuer der Frühling, und entsprechend vorzeitig kamen auch die untrennbar zu ihm gehörenden Wünsche und Vorsätze: Die Fenster könnte man mal wieder putzen, bei der Gelegenheit vielleicht...
Die Prolo-Brauser als Luxus-Loser
Schlagersänger, Wintersportler und Fernsehmoderatoren pflegen darauf in Wochenendbeilageninterviews zuverlässig mit „Zeit!“ zu antworten, gerne auch mit der Spezifikation „Zeit für meine Familie“.
Dennoch macht es irgendwie einen Unterschied, ob die...
Mahlzeit ist Ritualzeit
Willkommen zurück in der Normalität. Wir verstehen, dass Sie sich beim Lesen des Obigen das Obige gedacht haben, allerdings verkennen Sie unsere Intention. Wir hoffen, Ihren persönlichen Lesegenuss an der...
Subjektive Gefühle
US-Amerikaner beispielsweise sind daran gewöhnt, im Ausland regelmässig auf Pressemeldungen über die Militärstreitkräfte ihres Heimatlandes zu stossen.
Aber als Österreicher ist man auf so was natürlich wenig vorbereitet.
Daher empfand...
Luxus in Not
Das wurde ja auch Zeit: Porsche will Geld vom Staat meldete orf.at am Freitag.
Demnächst werden wohl auch Rolex, die Casinos Austria und die Wirtschaftsredaktion der Presse sich dem Trend...
Flieg, Flade, flieg!
Man kennt das ja: Kaum sieht man wen was machen, das außerhalb des eigenen Kompetenzkreises liegt, denkt man auch schon: „Das will ich auch können!“
Dieser nicht durch Missgunst getrübte...
Die Reifeprüfung
Scheuba und Maurer haben zwar in der Schule offenbar nicht einmal anständig zählen gelernt, reden aber in der Bildungsdebatte natürlich trotzdem mit Wir klagen an!
Und zwar Sie. Ja, genau...
Dort haben Sie den Salat
Um den Wiener Stadtteil Stadlau so richtig als Idylle zu empfinden, muss man entweder lokalpatriotischer Stadlauer oder ironiefähiger Postmodernist sein.
Schmucklose Industriebauten, thujenumsäumte Einfamilienhauszeilen und an mehrspurigen Autobahnausfahrten gelegene Gründerzeitblöcke...
Zum Lachen geht man nicht mehr in den Keller. Sondern zum Erleben.
Wer einen Weinkeller hat, kann ohne Frage was erleben. Wir erinnern uns u. a. an: ein bis in die Zentralbrigittenau vorgedrungenes Donauhochwasser; einen Einbruchdiebstahl, dem ausgerechnet die zum sorgsamen Hüten...
Paradoxe Intervention
Dass der Überbringer der schlechten Nachricht sich tendenziell unbeliebt macht, ist bekannt. Es gibt aber auch den gegenteiligen Effekt, dass nämlich die Unbeliebtheit des Überbringers auf die Nachricht abfärbt.
Wobei...
Zurück aus der Zukunft
Falstaff-Leser wissen’s früher: Wir präsentieren ihnen bereits heute die Kolumne vom Jänner 2012, einen sorgfältig recherchierten Rückblick auf das turbulente Weinjahr 2011.
Nichts hat, dass müssen wir Ihnen, geschätzte Falstaff-Leserschaft...