René Redzepi, der derzeit quasi amtlich beste Koch der Welt, machte vor einiger Zeit einen Vorschlag, der zeigt, dass der Mann nicht nur kulinarisch, sondern auch sozialpolitisch zutiefst skandinavisch denkt: Restaurants, so äußerte er gegenüber einem nach absolviertem Noma-Menü vor Glück nahezu platzenden Spiegel-Redakteur, sollten subventioniert werden, damit die Leute drei oder vier Mal im Jahr zu so einem Genuss kommen können.

Eine menschenfreundliche Forderung, der wir uns selbstverständlich anschließen, wenngleich das Problem, im Noma einen Tisch zu bekommen, auf diese Weise wohl eher größer würde. Allerdings könnte man dann ja gleich die Plätze nach Vorbild der US-amerikanischen Green Cards verlosen, und über Menschen, die solchermaßen gleich zwei Mal im Leben zu einem Noma-Menü kämen, würden ebensolche neidunterfütterten Zeitungs- und Fernsehbeiträge erscheinen wie über den französischen Glückspilz, der unlängst zum zweiten Mal in seinem Leben den Lottosechser gerissen hat.

Und natürlich möchten wir aus schierem Eigennutz nicht versäumen, Gleiches für Österreich zu fordern: Das Geld, das man zur Finanzierung eines flächendeckenden 30-Euro-Volksmenüs in den heimischen Spitzenrestaurants bräuchte, wäre zweifellos sinnvoller aus dem Fenster geschmissen als etwa die 6,8 Millionen Euro, die der Vorarlberger Fruchtsaftabfüller Rauch dafür zugeschossen bekam, dass er heimischen, in Red Bull aufgelösten Rübenzucker exportierte.

Allerdings lässt es die Kenntnis heimischer Innenpolitik ratsam erscheinen, rechtzeitig über die genaue Form dieser Subventionen nachzudenken. Man muss kein orthodoxer Marktliberaler sein, um etwa einer Verstaatlichung der Gastronomie reserviert gegenüberzustehen: Management-Kapazunder der Kampfklasse Skylink würden vermutlich sogar nachweislich robuste Unternehmen wie die McDonalds-Kette in den Ausgleich wirtschaften. (Obwohl: Hey! Gute Idee eigentlich!)

Umgekehrt sind die Erfahrungen mit der spezifisch österreichischen Auslegung des globalen Deregulierungs-Mantras Mehr privat, weniger Staat auch nicht unbedingt ermutigend.
Wer will schon erleben, wie sich, kaum dass der erste Gang serviert wurde, jemand wie Peter Hochegger mit an den Tisch setzt, einem das Besteck aus den Händen nimmt und beginnt, den Begriff Mitschneiden wieder auf seinen ursprünglichen Sinn zurückzuführen?

Eine Kompetenzzuweisung an die Länder lässt befürchten, dass in sämtlichen niederösterreichischen Gaststätten zum Dessert Erwin-Knödel mit aus dem Bröselbelag ausgesparter stilisierter Glatze auf den Tisch kommen und die Salzburger Gastronomen scharenweise die Birne Helene in eine Gabibirn’ umtaufen.

Realistischerweise muss man aber annehmen, dass im Falle eines ernsthaften Andenkens des Projekts Gourmet-Subvention die Grundprinzipien der repräsentativen Demokratie zur Anwendung kommen, sprich: Die Sinnhaftigkeit eines solchen Projekts zunächst einmal von den gewählten Volksvertretern überprüft wird.

Wie das funktionieren kann, hat das italienische Parlament vorexerziert. In dessen Betriebskantine, dem Ristorante dei Senatori, wird, wie jüngst aufgrund eines petzenden Abgeordneten zu erfahren war, die Aussöhnung von Hochleistungsküche und Tiefstpreisgarantie bereits gelebt. Der mit livrierten Kellnern bestückte und dem Vernehmen nach auf 3-Michelin-Sterne-Niveau befindliche Betrieb bietet etwa das Rindscarpaccio mit Limonensalsa um schlanke 2,76 Euro und das Steinbuttrisotto mit Zucchiniblüten um ebenfalls brieftaschenfreundliche 3,34 Euro an. Wen es dann nach frischem Schwertfisch gustet, der muss mit 3,55 Euro doch ein wenig tiefer in die Tasche greifen.

Ob sich Österreichs traditionell bodenständige Bundespolitiker allerdings mit derart überhochmetztem Küchen-Chichi anfreunden könnten, steht auf einem anderen Blatt. Vermutlich wäre die 2-Cent-Käsleberkässemmel mit Senf und Gurkerl der logische erste Schritt.

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