Hm, hm, hm. Eigentlich dachten wir ja bisher, dass allzu forsches Interesse am Geldwert von Waren und Dienstleistungen ein trübes Licht auf die Kinderstube wirft, die man genossen hat.

Eigentlich dachten wir, dass es sich irgendwie nicht gehört, bei einer ersten privaten Einladung in eine fremde Wohnung gleich einmal Dinge zu sagen wie: "Lässige Bude. Was kost’n die Miete?" Schon einmal, um nicht Antworten einzufangen wie: "Mein Herr, dieses Anwesen befindet sich seit 800 Jahren in Familienbesitz."

Ebenso hätten wir bisher gedacht, dass es von einer gewissen Schofelesse der Gesinnung zeugt, wenn man sich, sobald man dann vom Gastgeber ein Glas Wein bekommt, in eine Ecke verdrückt und via Internet-Handy nachgoogelt, zu welchem Preis die ausgeschenkte Kreszenz aktuell gelistet wird. Und das noch mit laut herausposaunten Kommentaren wie: "Na, Oida! Was da a Achtel kost’, des verdien’ i ja in an Monat net?" oder - je nach Resultat - "Pfuh. Könnt’ ich vielleicht ein Bier haben? zu garnieren.

Tatsächlich aber könnte es sich bei einem derartigen Gebaren schlicht um Lebensklugheit und raffinierte Genusssteigerung handeln. Im Wissenschaftsfachblatt Neue Kronen Zeitung fand sich nämlich jüngst eine Studie der Akademie der Wissenschaften Pasadena (Kalifornien) zitiert, der zufolge Wein, welcher den Testpersonen gegenüber als teuer bezeichnet wurde, diesen messbar besser schmeckte als der exakt gleiche, der als deutlich billiger ausgegeben wurde. Nicht nur die Zunge jubelte,  auch der oribitofrontale Cortex des Gehirns verfiel durch die Suggestion, etwas Kostspieliges zu konsumieren, in helles Entzücken und feuerte Neuronen wie Paris am 14. Juli Feuerwerkskörper.
Das klingt durchaus plausibel. Wer etwa Gelegenheit hat, einen, sagenwirmal, La Tour 1945 zu kosten, der aber aufgrund eines Flaschenfehlers seit, sagenwirmal, 1984 das Zeitliche gesegnet hat, wird kaum den Impuls unterdrücken können, das Getränk zumindest "interessant" zu finden, es sei denn, er hätte entweder kein Herz oder noch ein paar Flaschen im Keller.
Wie weit sich dieses Prinzip aber umkehren lässt, wäre interessant zu erforschen.

Jüngst hätte uns etwa die Weinkarte eines Dreihaubenlokals bei Salzburg Gelegenheit gegeben, einige ausgezeichnete Weine zu rund dem Doppelten dessen zu erstehen, was der gleiche Wein in anderen Dreihaubenlokalen kostet. Und diese Gelegenheit ließen wir ungenutzt verstreichen.
Seither verfolgt uns die Sorge, dass wir uns da aus Knausrigkeit um einen ungeahnten Hochgenuss gebracht haben. Wenn der Riesling Setzberg schon bei Gastropreisen zwischen vierzig und fünfzig Euro so gut schmeckt, wie überwältigend muss er erst für sechsundneunzig Euro sein!

Und was, wenn das Prinzip generell gelten sollte? Wie ist es Ihnen denn mit der Lektüre des aktuellen "Falstaff" gegangen? So wie immer, eh ganz okay?
Halt so ein typisches Sechseuroneunzig-Heft?
Meinen Sie nicht, Ihre Freude am Gelesenen - nicht sagen Sie jetzt, Sie haben wie immer von hinten begonnen, für derartige Schmeicheleien sind wir unempfänglich, obwohl, andrerseits, echt wahr? – also gut, um vom Allgemeinen ins Spezielle zu wechseln: Wie sind Sie bisher mit diesem Artikel zufrieden?
Halt, nichts sagen, merken Sie sich nur das Gefühl.

Jetzt kommt nämlich der Clou: Mit der gleichen Elektropost wie diesen Artikel schicken wir der Chefredaktion auch den Vorschlag, unser Honorar zu verzweihundertachtzigfachen. Möglicherweise lesen Sie also gerade die teuerste Weinkolumne der Welt! Wahnsinn, oder?
Haben Sie sich ihr ursprüngliches Gefühl gemerkt? Ja? Gut, dann verzweihundertachtzigfachen Sie es doch jetzt bitte.
Und? Hat sich gelohnt, oder?
So toll könnte in Zukunft jeder Abgang sein!
Der Ball liegt jetzt beim Falstaff-Lohnbüro. Halten Sie uns die Daumen. Wir Ihnen auch.

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