Ich habe nichts gegen Klischees, ich erfreue mich im Gegenteil an Gelegenheiten, bei denen die Wirklichkeit ihnen überraschend entspricht, etwa als ich eine wirklich auffallend geizige Schottin kennenlernen durfte, oder einen deutschen Homosexuellen, der allen Ernstes redete, als würde er gerade von einem offensiv schwuchtelnden Privatfernseh-Comedian synchron gesprochen.Entsprechend gerne stieg ich daher jüngst in ein Taxi, dessen mit Schnürlsamthut und pestilentem Wunderbaum ausgestatteter Fahrer seine Exkurse über Exekutivorgane, Ausländer und Frauen am Steuer vorbildlich mit Radio Burgenland unterlegte, wo sich obendrein noch gerade tatsächlich "Herz" auf "Schmerz" reimte.

Allerdings wurde das stimmige Bild im weiteren dadurch getrübt, dass Radio Burgenland dazu überging, den Hippieklassiker "If you‘re going to San Francisco" auszustrahlen. Und der Fahrer dazu, leise mitzusummen.Ist nicht die Love & Peace-Bewegung so etwas wie ein deklarierter Gegenentwurf zu Wunderbäumen, Schnürlsamthüten und Radio Burgenland gewesen? Und würde man nicht beim Versuch, dem angejahrten, aber grimmig und wehrhaft wirkenden Taxichauffeur Blumen ins Haar zu flechten oder ihn gar zum einem der im Lied besungenen "Love-ins" einzuladen, höchstwahrscheinlich ein paar herzhafte Hausmacherwatschen ausfassen? Doch, würde man, da bin ich ziemlich sicher.

Auf dem Rücksitz ins Grübeln gekommen, erinnerte ich mich plötzlich, kürzlich wieder einmal Jimi Hendrix‘ "Foxy Lady" gehört zu haben, eine Nummer, die ich mit ca. 15 Jahren in einer ländlichen Wirtshausjukebox entdeckte, die mich traf wie ein Blitz, die ich sofort noch einmal hören musste und dann noch einmal und noch einmal. Und ich hätte sich sicher noch ein weiteres Mal gehört, wäre nicht der zornrote Wirt erschienen und hätte vor meinen Augen dieses scheussliche Stück Negermusik aus dem Gerät entfernt und in zwei saubere Hälften zerbrochen.

Zuletzt aber hörte ich sie bei Bipa im Drogerieradio, und ringsum kauften Menschen unterschiedlichen Alters und Geschlechts Klopapier und Haarbleiche und reagierten weder in Liebe noch Hass. Ganz ähnlich verhielt es sich kürzlich auch bei Billa, als "Break on through to the other Side" von den Doors lief.

Vermutlich müssen wir also, nachdem der Sozialismus Schiffbruch erlitten hat und sich die deregulierte Marktwirtschaft gerade als ziemliche Krätzn herausstellt, auch von der beliebten Idee Abstand nehmen, dass der Kunst im Allgemeinen und der Musik im Speziellen die Kraft innewohnt, die Menschen aus ihrem stumpfen Trott zu reissen, ihr Inneres nach aussen zu kehren und sie offener und durchlässiger, besser oder einfach nur anders zu machen.

Natürlich funktioniert das nach wie vor, aber eben nur bei Leuten, bei denen so was funktioniert. Bei den anderen funktioniert's halt nicht.

 

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