Gerade uns beiden stünde natürlich die sarkastisch gehobene Augenbraue in Hinblick auf den aktuellen Slow-Food-Hype schlecht.

Wir haben es ja nicht anders haben wollen, besser gesagt: Wir haben es eigentlich eh genau so haben wollen. Und dass es mittlerweile vorkommen kann, dass einem die Leberkässemmel kalt wird, weil die begleitende Erläuterung des fachenthusiastischen SlowLeberkässemmel-Einzelhändlers (hinsichtlich der Herkunft des für die Semmel verbackenen Weizens, der Länge der Sauerteigführung, des Alters und der Befeuerungsmethode des Backofens, der Aufzuchtbedingungen und persönlichen Vorlieben des verarbeiteten Schweins, des Stammbaums und beruflichen Werdegangs des Leberkäsproduzenten sowie der persönlichen Produktphilosophie des Senfproduzenten bzw. seiner bäuerlichen Lieferanten) einfach ein bisserl lang dauert.
Sei’s drum.

Ein klares Ja also zu vom Aussterben bedrohten Obst, kinderfernsehtauglich gehaltenem Nutzvieh und nagelneuen uralten Konservierungsmethoden.
Ein klares Ja also auch zu dem Geschiss, das drum gemacht wird.
Aber. (Um einmal das Rhetorikarsenal Marlene Streeruwitzens zu plündern.)
Aber.
Irgendwo hört sich der Spaß schon auf.

Zum Beispiel dann, wenn man in einem Wartezimmer beiläufig halbneugierig zu einer weiteren Slow-Food-Publikation greift, deren Existenz einem bisher entgangen war.
bewusst. nennt sich dieser Sendbote eines entschleunigten, naturverbundenen Lebensstils, ganz stylisch mit kleinem b und Punkt hintendran.
Das Titelbild zeigt genreklassisch eine mit „So viel Österreich muss sein“ betitelte, knorrig aus einem karierten Hemdärmel ragende Bauernpratze, die sich väterlich schützend um einen handwerklich geflochtenen Weidenkorb voll prächtiger Erdäpfel schmiegt.

Alles ist stimmig, öko und gediegen, und doch ist hier eine kleine Irritation versteckt, nämlich in der Unterzeile: „Das Qualitätsjournal von McDonalds Österreich“.
Hm.

Im Editorial verrät Andreas Schwerla, der Managing Director von McDonalds Österreich: „Wir sind ein Unternehmen mit klaren Überzeugungen. Etwa was unseren Qualitätsanspruch angeht.“ Und er fügt hinzu: „Für Sie ist das vielleicht bisher nicht greifbar gewesen.“
Im Weiteren erfährt man, dass die McEier von Freiland-Hühnern mit mindestens acht Quadratmetern zum Scharren und Laufen stammen. Illustriert ist das mit einem Bilderbuchlandschaftsfoto von Hühnern, die pro Kopf circa acht Quadratkilometer Auslauf zur Verfügung haben. (Beim Versuch, die McDonalds-Variante von Ham and Eggs appetitlich in Szene zu setzen, stößt allerdings auch die moderne Lebensmittelfotografie an ihre Grenzen.)
Auch der unvermeidliche Lebensminister Berlakovich lobt im Interview die Vorbildfunktion des Unternehmens.

Selbstverständlich möchten wir explizit anerkennen, dass die Zeiten, da man den Weg zum größten heimischen Familienrestaurant à la Hänsel und Gretel längs der in zunehmend kürzerer Frequenz auf dem Trottoir liegenden Styroporschachteln fand, vorbei sind. Dass Recyclingverpackungen und Strom aus Wasserkraft eh okay sind. Und auch, dass die Tanks der McDonalds-LKWs mittlerweile mit aufbereitetem Frittierfett befüllt werden, ist dem umgekehrten Fall unbedingt vorzuziehen.

Doch bevor wir ernsthaft daran gehen, die Begriffe Qualität, Restaurant und McDonald in einem Satz zu verwenden, wird wohl noch ein wenig Zeit verstreichen. Und wenn Toni Mörwald neuerdings in hochnotpeinlichen TV-Spots von einer Haubenküche bei McDonalds deliriert, so kann er nur das vorschriftsmäßige Vorhandensein von Dunstabzugshauben gemeint haben.

Aber wer weiß, vielleicht sind ja eines Tages auch solche Bestellungen möglich: „Ja, ich hätte gerne den Cheeseburger, aber nicht mit dem Schaumgummiweckerl, sondern mit einer Handsemmel. Und den Burger bitte vom Lungauer dry-aged-Angus, gehackt, nicht faschiert, ohne Ketchup und medium rare natürlich, und sagen’S doch bitte dem Küchenchef, er soll schauen, dass das Fleisch diesmal nicht direkt aus dem Tiefkühler auf die Platte geknallt wird, sonst ist die zweite Haube gleich wieder weg.“
Altgediente Slow-Food-Fuzzis wie wir können warten.

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