1971 begaben sich die sowjetischen Raumfahrzeuge Mars 2 und Mars 3 auf ihre Mission; 1972 sang Lou Reed "Satelite‘s gone, way up to mars" und prophezeite: "Soon it will be filled with parking cars."
Eigentlich kann man zwar - Mars 2 ist abgestürzt - nur Mars 3 als auf der Marsoberfläche „geparkt“ bezeichnen. Und es herrscht dort auch, trotz der später dazu gekommenen sowjetischen und US-Vehikel, keineswegs Parkplatzmangel.
Eine gewisse Umgebungsverdreckungsbereitschaft gehört aber offensichtlich grundsätzlich zur Raumfahrt, wohl weil sie grundsätzlich zum Menschen gehört. Sollte dieser irgendwann tatsächlich zum Mars fliegen, wird voraussichtlich schon der Weg dorthin grosszügig mit Abfall markiert sein, wodurch immerhin die Raumfahrer auch im Falle totalen Instrumentenversagens wie Hänsel und Gretel entlang der selbstgelegten Spur zurück nach Hause finden könnten. Das lassen zumindest die Details vermuten, die dieser Tage über die demnächst beginnende 520tägige Trainingssimulation einer bemannten Marsreise zu erfahren waren.
"Bemannt" übrigens im Wortsinn, Frauen werden nicht dabeisein. Erforscht soll ja unter anderem werden, ob die Psyche den Belastungen eines solchen Monstertrip unter Batteriehuhnbedingungen überhaupt standhält. Und so darf der punkto Sexualmoral ja derzeit in der Defensive befindliche Vatikan erfreut zur Kenntnis nehmen, dass temporäres Zölibat im Weltraum als verträglicher eingeschätzt wird als potentielle erotische Wirrnis. (Obwohl natürlich das Aufkommen homophiler Notgeilheit auch hier nicht prinzipiell ausgeschlossen werden kann.)
Da aber im ausklingenden Realitiy-TV-Zeitalter das Geschnacksel freiwillig Zusammengesperrter eh nicht mehr wahnsinnig spannend ist, hat man sich hinsichtlich einer späteren TV-Sekundärverwertung wohl nicht allzuviel vergeben.Dass man sich übrigens nicht für sieben Frauen entschieden hat, liegt vielleicht auch an der selbst unter Naturwissenschaftlern dominanten Überzeugung, dass Männer gestankstoleranter sind. Auch diesbezüglich verspricht das Experiment nämlich bahnbrechend zu werden. Wasser ist knapp, der Körper darf nur alle zehn Tage notdürftig abgeschrubbt werden, und die durch Dauergebrauch unerträglich gewordene Leib- und sonstige Wäsche, so ist zu erfahren, wird keineswegs gewaschen, sondern einfach "in den Weltraum hinausgeworfen".
Jedenfalls werden die sieben Teilnehmer an dieser Raumfahrtsimulation am Ende ihrer stationären Reise sagen können, dass sie für Wissenschaft gelitten haben.
Dank dieser Leiden wird vielleicht eines Tages wirklich die Menschheit den Mars erobern.
Und irgendwo am Weg dorthin wird, weit draussen in der unvorstellbar stillen Weite des Alls, eine dreckige Unterhose jahrtausendelang majestätisch ihre Bahn ziehen.