Falstaff-Leser wissen’s früher: Wir präsentieren ihnen bereits heute die Kolumne vom Jänner 2012, einen sorgfältig recherchierten Rückblick auf das turbulente Weinjahr 2011.

Nichts hat, dass müssen wir Ihnen, geschätzte Falstaff-Leserschaft wohl nicht extra sagen, im Jahr 2011 so sehr auf das Gemüt der österreichischen Weinfreunde gedrückt wie die Erntemenge des Jahres 2010. Schon im Herbst 2010 schlugen die ersten Medien Alarm: „Geringste Weinernte seit 25 Jahren!“ schlagzeilte der Kurier, und legte noch nach: „Ausgetrunken: Weinkeller fast leer“.

Zunächst verhielten sich die Österreicher diesen düsteren Prophezeihungen gegenüber noch ähnlich wie zum Klimawandel, („Des glaub i erst, wann i’s siech.“), doch  in den ersten Monaten des Jahres 2011 begann sich ernste Besorgnis auszubreiten, die, als die Kronen-Zeitung sich des Themas annahm, in lichte Panik umschlug. Vor allem die beiden Mitte März erschienenen Titelseiten „Brüssler Bonzen bürsteln unseren Brünnerstrassler – Nein  zum Weinraub!“ und  „Nachdem sie unser Trinkwasser nicht bekommen haben – EU-Lobby will Heurige zusperren!“ führten zu bürgerkriegsartigen Szenen im Gefolge von Hamsterkäufen, welche Ihrerseits die Versorgungssituation noch zusätzlich belasteten.

Das wenig später von der Wiener FPÖ in Umlauf gesetzte Gerücht, Bürgermeister Häupl habe sein Büro in die von WEGA-Spezialeinheiten mit Schußbefehl bewachten Kellerräume des stadteigenen Weinguts Cobenzl verlegt, stellte sich zwar als falsch heraus, aber da war, metaphorisch gesprochen, die Kuh bereits aus dem Stall. Unschöne Szenen auch auf der VieVinum: Hatte man sich als Konsument bereits daran gewöhnt, dass die meisten Produzenten ihre wertvollsten Weine nicht für die Allgemeinheit, sondern klandestin unter der Budel ausschenken, so sah man sich nun mit einem deutlich verschärften Szenario konfrontiert: Nahezu alle Winzer schenkten Ihre Weine überhaupt nur noch unter der Budel und für VIP-Gäste aus, für das önophile Fußvolk wurden lediglich Prospekte und Weissbrotscheiben bereitgehalten.

Auf die legendär gewordenen Exzesse, die sich rings um die wenigen mit Inhalt gefüllten Spucknäpfe abspielten, wollen wir an dieser Stelle aus Gründen des guten Geschmacks nicht nochmals eingehen.  Es folgte der historische „Durstsommer von 2011“, in dessen Verlauf sich die Stimmung vor allem gegen österreichischen Wein trinkende Ausländer alarmierend aufheizte. Paradoxerweise kam es dann aber  ausgerechnet im Gefolge des von FPÖ, Kronen-Zeitung und Teilen der Wiener SPÖ lancierten „Anti-Weinexport-Volksbegehrens“ zu einem radikalen Umschlagen der innenpolitischen Grosswetterlage: Plötzlich galten die alkoholabstinenten Muslime („Die Muftis saufn uns wenigstens nix weg.“) als mit Abstand beliebteste österreichischen Bevölkerungsgruppe, wobei radikale salafistische und dschihadistische Muslime sich deutlich grösseren Zuspruchs erfreuten als moderate, an den westlichen Lebensstil angepasste Gruppen wie etwa die Alewiten.

Parallel dazu wurden aber auch Expertenstimmen laut, die darauf hinwiesen, dass das Land keineswegs einen grundsätzlichen Mangel an österreichischem Wein leide, sondern vielmehr lediglich der aktuelle Jahrgang knapp wäre. Könnten sich, so der Expertentenor, die Österreicher im Zuge eines Kulturbruchs dazu überwinden, nicht ausschliesslich unreife, sondern auch ältere Jahrgänge zu konsumieren, so wäre die Versorgung weiter gesichert.

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