Diesen Sommer wurden in der Welt des Sports die Karten neu gemischt. Neue Gesichter tauchten auf, die man sich wird merken müssen, Favoriten fielen einem spektakulären Favoritensterben zum Opfer, kein Stein ist auf dem anderen, keine Sportreporterphrase unbenutzt geblieben.

Jenseits des sportlichen Aspektes aber brandete Gemurre auf. Gemurre über die Allmacht des Verbandes, der das Millionengeschäft, das der Sport natürlich auch ist, so rigide reglementiert und rücksichtslos monopolisiert hat. Natürlich, derlei kennt man auch aus anderen Sportarten. Doch bei Randsparten-Ereignissen wie der WM in Südafrika reichte es gerade einmal dazu, dass von einer nicht FIFA-lizensierten Brauerei eingekleidete Fans wie Schwerverbrecher aus dem Stadion abgeführt und die ORF-Reporter demütigenderweise gezwungen wurden, jedes, aber auch schon wirklich jedes Mal "die FIFA-WM" zu sagen, obwohl es sich ja gar nicht um eine Korruptionsweltmeisterschaft im Delegiertenstimmen kaufen handelte, sondern um eine im Fußballspielen.

In der harten Welt des professionellen Ess-Sports wäre sowas gar nicht erst der Rede wert.  Dort schwingt die MLE (Major League Eating) mit eiserner, die FIFA zu einer Art Montessori-Genossenschaft deklassierender Disziplin das Szepter bzw. den Schöpflöffel über die professionellen Esser. Und "professionelle Esser" meint in diesem Zusammenhang natürlich nicht Menschen wie den traurigerweise von uns gegangenen Christoph Wagner. Denn sogar dieser, obwohl des gargantuesken Verzehrs durchaus fähig, wäre in der Welt der MLE wohl nur in der Liga der Freizeitsportler gelandet.

Am Ende des grossen Menüs nochmal einen besonders gelungenen Gang nachbestellen kann schliesslich jeder. Aber 58 Stück Johnsonville Flavor Up-Bratwürste binnen zehn Minuten essen? Zehn Kilo Reisbällchen binnen 30 Minuten? Oder 8,85 Kilo Rinderhirn in schlanken 15? Das ist der Stoff, aus dem die Champions gemacht werden. Champions wie Takeru Kobayashi. Und doch durfte, wie wir dem Nachrichtenmagazin profil entnahmen, diese lebende Legende heuer nicht zum traditionellen Nathan’s-Coney-Island-Independence-Day-Hot-Dog-Wettessen antreten, weil sie sich mit der MLE "nicht auf Vertragsdetails hatte einigen können."

Das ist natürlich ungefähr so bizarr skandalös, als hätte die FIFA Diego Maradonna nicht als Trainer zugelassen, weil der sich weigert, das Flinserl aus dem Ohr zu nehmen. Aber sowenig man den Fussball an der FIFA messen darf, sowenig sollte man sich von der MLE die Freude am professionellen Ess-Sport rauben lassen. Zu viel mitreissendes gibt es zu entdecken. Joey Chestnuts Spargel-in-Tempurateig-Rekord etwa: 4,4 Kilo in 10 Minuten! Oder Charles Hardays legendärer 3 ¾-Kilo-Kohl-in-Neun-Minuten-Durchmarsch! Sonya Thomas’ ehrfurchtgebietende 65-hartgekochte-Eier-in-Sechs-Minuten-Vierzig-Performance!

Ganz zu schweigen von Don Lermans Butter-pur-Benchmark: Siebenundachzigeinhalb Deka in 5 Minuten! Um so bedauerlich finden wir es natürlich als Falstaff-Autoren, aber auch auf menschlicher Ebene, dass Vergleichbares auf dem Gebiet des Trinksports fehlt. Ja, ein paar läppische Bierrekorde gibt’s, und dass der sozialdemokratische australische Langzeit-Premierminister Bob Hawke einst mit 2,5 Pint Bier 12 Sekunden einen davon aufstellte, ist immerhin nett zu wissen. Aber der Wein? Der Wein!?

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