Für Weinliebhaber brachte der Februar 2009 Irritierendes. Die deutsche Krisenfachzeitschrift Der Spiegel wartete mit einem Artikel über die Krise des Blindverkostungswesens auf. Laut einer vom kalifornischen Wissenschafter Robert Hodgson durchgeführten Studie über Degustationsleistungen professioneller Koster steht es um diese nämlich nicht zum Besten.

Die geradezu klassische Hinterfotzigkeit, in der Blindverkostung den gleichen Wein dreimal auftauchen zu lassen, führte nicht nur zum erwartbaren Ergebnis, dass praktisch niemand den Wiedergänger erkannte, sondern auch zur Einsicht, dass gerade einmal zehn Prozent der Profigaumen das Getränk bei allen drei Gelegenheiten halbwegs konstant bewertete, was allerdings durch jene zehn Prozent ausgeglichen wird, die ein und dem selben Wein sowohl einsame Spitzenqualität als auch unbewertbare Minderwertigeit attestierten. Und um noch die letzte Hoffnung auf eine konsistente Koster-Elite zunichte zu machen, stellte sich über einen Vierjahreszeitraum heraus, dass  die  Angehörigen der zehn obersten sich in Folgejahren praktisch durchgehend auf der Eselsbank der untersten zehn Prozent wiederfanden.

Andere Studien tragen wenig zur Wiederherstellung des erschütterten Vertrauens bei: Der französische Forscher Gil Morrot etwa setzte 54 Bordeaux-Fachleuten rot gefärbten Weißwein vor. Prozentsatz derer, die dieses doch etwas plumpe Manöver durchschauten: Null.
Und ein Team Mainzer Psychologen belegte, dass der gleiche Wein bei roter oder blauer Beleuchtung eklatant besser mundet als bei grüner oder weißer.

Das alles ist, volkstümlich formuliert, kein Bemmerl. Die Vorstellung, dass der Hundert-Punkte-Wein, den man einmal in Verschwenderlaune erworben und Jahre im Keller gehütet hat, seine Bewertung einem von Herrn Parker bei Blaulicht genossenen, auf ein dunkles Rubingranat mit opakem Kern umgetönten Brünnerstrassler Doppler verdankt, ist zwar nicht wahnsinnig realistisch, aber dennoch beklemmend.
Und irgendwie wären wir ja geneigt, die komische Seite dieser Erkenntnisse zu sehen, erschiene nicht dieser Text in einer Zeitschrift, die ihren zu Recht hervorragenden Ruf ihren sorgfältigen und informativen Weinbewertungen verdankt.  Da wir keine Lust haben, den komfortablen Ast, auf dem wir hier sitzen, einfach abzusägen, folgt nun ein hypnotischer Befehl an Sie, lieber Leser, liebe Leserin: Sie werden am Ende dieser Seite den Inhalt dieser Seite  vergessen! Sie werden am Ende dieser Seite den Inhalt dieser Seite vergessen! Nur ein vages Gefühl, einen brillant formulierten Text gelesen zu haben, wird zurückbleiben! Sie werden am Ende dieser Seite den Inhalt dieser Seite vergessen!

Wahrheitsliebe schön und gut, aber die Grenze zur mutwilligen Selbstbeschädigung sollte nicht überschritten werden. Wo kämen wir hin, wenn das Schule macht?
Der Playboy bringt ja auch nicht die Story "Bilder von nackten Frauen im Internet günstiger!"

Und im Seitenblicke-Magazin wird man Artikel wie: "Studie belegt: Promis häufig völlig uninteressante Persönlichkeiten" oder "Der Austro-Skandal: Heimische Promis oft nicht einmal wirklich berühmt" ebenso vergeblich suchen wie in der Krone den Enthüllungsknüller: "Ausländer und EU sind nicht so arg wie angenommen". In wohlerwogenem Eigeninteresse erspart die Golf-Revue sich und den Abonnenten den Aufmacher "Simma uns ehrlich: Sport ist das eigentlich keiner", ebenso wie Auto, Motor, Sport die Story: "Übersteigertes Interesse an hochpreisigen Kraftfahrzeugen häufig erstes Symptom erlahmenden Interesses am Geschlechtsleben".
Und auf das Osservatore Romano-Cover "Sohn Gottes? Sagt wer?" können wir vermutlich auch noch lange warten.

Also, nicht vergessen: Sobald sie das Wort "Fingerschnipp" lesen, tritt obiger hypnotischer Befehl in Kraft. Drei, zwei, eins: Fingerschnipp!

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